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Nach der Machtübernahme 1933 verschärften die Nationalsozialisten die bereits bestehende Verfolgung der Sinti und Roma. 1941 begann dann NS-Deutschland den Genozid an den Sinti und Roma, der mindestens 250.000 Angehörigen dieser ethnischen Minderheit das Leben kostete. Auch Sinti aus dem Landkreis Friesland und der Stadt Jever wurden verschleppt und ermordet. Am 13. Juni 1938 nahm die Gestapo im Zuge der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ den in Jever lebenden Landarbeiter und Sinto Friedrich Schwarz fest und brachte ihn in das KZ Sachsenhausen.
Nach dem sogenannten Auschwitz-Erlass von „Reichsführer SS“ Himmler verhaftete die Kriminalpolizei am 8. März 1943 in Zetel neun hier lebende Sinti. Sie wurden von Bremen aus zusammen mit anderen Sinti aus Nordwestdeutschland in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Von den 23.000 nach dort im Zuge dieser Aktion aus ganz Deutschland Verschleppten überlebten weniger als 3.000.
Zu den Überlebenden gehörten auch die aus Zetel verschleppte Fabrikarbeiterin Margot Franz (1924 – 2002) und der erwähnte Friedrich Schwarz (1919 – 1990) aus Jever. Nach der Befreiung heirateten die beiden in Oldenburg und gründeten eine Familie, die gegen viele Widerstände die Erinnerung an die Sinti in Oldenburg und im Landkreis Friesland mit auf den Weg brachte.
Auch nach dem Zusammenbruch des NS-Terrorregimes 1945 waren Sinti und Roma weiterhin dem Antiziganismus in Behörden und Bevölkerung ausgesetzt. In vielen Fällen sprachen die Gerichte den Überlebenden bei den Entschädigungsverfahren ab, „rassisch“ verfolgt gewesen zu sein. Erst 1997 stellte der Bundespräsident die Verfolgung der Sinti und Roma öffentlich der der Juden gleich. Und erst seit wenigen Jahren wird im öffentlichen Raum an diese Opfergruppe erinnert.
Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Christel Menni Schwarz vor wenigen Monaten führt nun Nancy Steinbach-Schwarz das aufklärerische Erbe der Familie weiter. Sie erzählt aus dem Leben ihrer Großmutter Margot Schwarz geb. Franz und zeichnet so ein ganz eigenes, persönliches Portrait einer mutigen Frau, die die ihr zugedachte Opferrolle ihr Leben lang nicht hat übernehmen wollen.
In Ergänzung wird der Dokumentarkurzfilm „Auf Spurensuche: Jever – Sachsenhausen – Auschwitz“ (2019) von Omid Mohadjeri und Michael Telkmann gezeigt. Der Film folgt der Reise von Angehörigen der oldenburgischen Sinti-Familien Schwarz und Laubinger im Jahr 2019 auf den Spuren ihrer Vorfahren zu den Stätten der Verfolgung. Für musikalische Begleitung sorgt die Gruppe Sinti Swing Connection um die Gitarristen Manolito Steinbach und Donny Schwarz.
Veranstalter sind das Schlossmuseum Jever und der Arbeitskreis GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein gemeinsam. Der Eintritt ist frei.