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GröschlerHaus aktuell


Pressearchiv

  • In Zeiten der Verunsicherung besonders wichtig ()
    GRÖSCHLERHAUS Neue Dauerausstellung eröffnet - Besonderer Gast bringt ein Erinnerungsstück mit
  • Besuchswoche 18.-22.04.2023 ()
    Nachfahren jüdischer Jeveraner zu Gast in Jever
  • Nachfahren jüdischer Jeveraner zu Gast in Jever ()




      Das im September 2014 gegründete GröschlerHaus befindet sich noch in einer Aufbauphase. Der virtuelle Ableger – die Internetzeitschrift groeschlerhaus.eu mit der Rubrik erinnerungsorte-friesland.de – ist seit Februar 2015 im Netz. Das GröschlerHaus versteht sich als Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland / Wilhelmshaven.

      Real befinden wir uns auf 140 Quadratmetern im Erdgeschoss eines Klinkerhauses in der Großen Wasserpfortstraße 19, 26441 Jever. Das Haus schloss 1954 die hier seit der Zerstörung der jeverschen Synagoge durch den Novemberpogrom 1938 klaffende Baulücke. Im Neubau haben sich Reste der Mikwe und der jüdischen Schule erhalten. Wir haben uns nach den beiden letzten Vorstehern der Jüdischen Gemeinde Jever, den Brüdern Hermann (1880 Jever–1944 KZ Bergen-Belsen) und Julius Gröschler (1884 Jever–1944 Auschwitz) benannt.

      Der Arbeitskreis GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e.V. betreut die Einrichtung ehrenamtlich und entwickelt sie zusammen mit dem Schlossmuseum Jever weiter. Wir sind aus einem 1979 am Mariengymnasium Jever begründeten regionalen Projekt zur Erforschung der NS-Geschichte hervorgegangen. Träger des GröschlerHauses ist der Zweckverband Schlossmuseum Jever, den der Landkreis Friesland, die Stadt Jever und der Jeverländische Altertums- und Heimatverein e.V. Jever bilden, Geschäftsführerin: Dr. Antje Sander. Das GröschlerHaus ist Bestandteil der Initiative “Erinnerungsorte in Friesland” des Zweckverbandes. Die Internetzeitschrift groeschlerhaus.eu wird von Hartmut Peters herausgegeben.

      Konzept

      Das GröschlerHaus ist kein Museum mit Exponaten zur jüdischen Kultur, sondern ein Informations- und Veranstaltungszentrum zur Jüdischen Geschichte und zur Zeitgeschichte der Region. Die Geschichte der Juden im Raum Friesland / Wilhelmshaven wird in den historischen Prozess gestellt. „Zeitgeschichte“ meint auch Themen, die nichts mit den “langen Schatten” der NS-Gewaltherrschaft zu tun haben, wie beispielsweise die aktuelle Situation von Geflüchteten in der Region.

      Als außerschulischer Lernort wenden wir uns an die Schulen und entwickeln zusammen mit ihnen Module für die Fächer Geschichte, Politik, Religion und Werte/Normen. Wir kooperieren mit der Erwachsenenbildung und präsentieren der regionalen Öffentlichkeit und den Touristen Angebote unterschiedlicher Art. Über geeignete Materialien, Medien und Veranstaltungen sollen geschichtliches Wissen und Meinungsbildung unterstützt werden.

      Wir planen: eine mediendidaktisch optimierte Basisausstellung über das 20. Jahrhundert, einen Bereich zum individuellen Quellenstudium, Platz für Gruppen und Veranstaltungen bis zu 60 Personen, eine flexible Raumgestaltung für Sonderausstellungen sowie eine Bibliothek zur Region. Die Mikwe und der Schulraum – bauliche Relikte der zerstörten Synagoge – werden seit dem großen Umbau 2017/18 angemessen in den Räumlichkeiten präsentiert. Seit der Wiedereröffnung am 15. April 2018 zeigen wir die Ausstellung “80 Jahre nach dem NS-Pogrom – die Synagoge von Jever und ihre Zerstörung im Jahre 1938” und bieten bereits einige Module sowie laufend Veranstaltungen an.

      Die Website groeschlerhaus.eu (auch www.gröschlerhaus.eu) informiert über unsere Aktivitäten und Angebote und über thematisch passende unserer Kooperationspartner. Wenn die Informationen zugeschickt werden, nehmen wir auch gerne Veranstaltungen anderer Träger in den Veranstaltungskalender auf. Als Internetzeitschrift publiziert www.groeschlerhaus.eu – mit der auch unabhängig ansteuerbaren Rubrik erinnerungsorte-friesland.de – Artikel und Dokumentationen zur Jüdischen Geschichte und zur Zeitgeschichte des Landkreises Friesland und der Stadt Wilhelmshaven. (Stand 5. Mai 2018)


      Welcome to Groeschler House

      Groeschler House opened in 2014 and provides accomodation for the Centre for the History of the Jews and the Contemporary History in the (Northern German) Region of Friesland / Wilhelmshaven, which is still in an early stage of development. It is located in Jever, Große Wasserpfortstraße 19, the site, where the Jever Synagogue stood until its destruction in 1938. It fills the ground floor of a building from 1954 and preserves some remains of the destroyed synagogue.

      Groeschler House is named after the last two leaders of the Jever Jewish community, the brothers Hermann and Julius Groeschler. Hermann was born 1880 in Jever and died 1944 in the concentration camp of Bergen-Belsen. Julius was born 1884, also in Jever, and was murdered in Auschwitz 1944.

      Legally responsible for the Groeschler House is the association “Zweckverband Schloss-Museum Jever”. This
      organisation was founded by the county of Friesland, the town of Jever and the “Jeverländische Altertums- und Heimatverein e.V.”, a group for the exploration of local history. Manager of the association “Schloss-Museum Jever” is Dr. Antje Sander.

      Members of the working group Groeschler House within the “Altertums- und Heimatverein” are volunteers. They take care of the institution and will, together with the association “Schloss-Museum Jever”, develop Groeschler House further. The working group grew out of a project initially started 1979 by the local high school “Mariengymnasium” and tasked with the exploration of Jever’s Nazi past.

      Concept

      GroeschlerHouse, still in the setting-up-phase, is not meant as a museum for exhibits of Jewish culture. It is supposed to be a centre for information, events and meetings focusing on regional Jewish and contemporary history. This means the history of Jews of our home region will be placed into the general historic process. „Contemporary history“ includes subjects, that not necessarily deal with the long shadows of the Nazi-past.

      As an additional site for learning we apply to schools in order to develop modules for school subjects such as History, Politics, Religion and Ethics. We also are cooperating with adult education and offer various arrangements to the regional population as well as tourists.

      With the help of appropriate material, media and arrangements like meetings or lectures we want to support historical knowledge and opinion building. We also act as platform for giving notice of events offered by other organizations based in our region Friesland/Wilhelmshaven.

      Our plans: A modern basic exhibition on the 20th century; an area for individual original research; space for group-meetings and events with up to 70 participants; flexibility of rooms for special exhibitions; a regional library. And last not least: an adequate presentation of the cellar – mikwe.

      At present the exhibition „History of Jever’s Jews“, originating in the year 2006, can be visited. Modules and arrangements are offered (see “Angebote”).

       


       

      Hermann und Julius Gröschler

      Auf dem Grundstück des jetzigen GröschlerHauses errichteten die Juden Jevers 1802 ihre erste Synagoge. Hier weihten sie 1880 einen größeren Neubau ein, der als schönste Synagoge weit und breit galt. Diesen zerstörten jeversche Nationalsozialisten beim Pogrom vom 9. November 1938. Gleichzeitig wurden alle männlichen Juden der Stadt für mehrere Wochen in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Auf dem Gelände der Synagoge entstand 1954 ein Geschäftshaus. Seit 2014 befindet sich hier das “Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland / Wilhelmshaven”. Der Name “Gröschlerhaus” erinnert an die beiden letzten Vorsteher der Synagogengemeinde. Diese waren Mittelpunkt und Ansprechpartner für alle jeverschen Juden, bevor sie vertrieben oder ermordet wurden.

      HermannGroeschler

      Hermann Gröschler

       

      Hermann Gröschler (1880 Jever-1944 KZ Bergen-Belsen) leitete zusammen mit seinem Bruder Julius bis zur Enteignung durch die Nationasozialisten 1938/39 den Großhandel “S. Gröschler KG” an der Albanistraße. Hermann Gröschler war seit 1923 Vorsteher der jüdischen Gemeinde und politisch und gesellschaftlich sehr engagiert. 1933 entfernten ihn die Nationalsozialisten aus dem gleichgeschalteten Stadtrat Jevers, aus dem Vorstand der Stadtsparkasse Jever und aus dem Vorstand des Arbeitsamts Wilhelmshaven /Rüstringen.

      Nach dem Novemberpogrom emigirierte er Anfang 1939 in die Niederlande, kam hier nach der deutschen Okkupation 1942 in das Konzentrations- und Durchgangslager Westerbork und erlag den Grausamkeiten 1944 im KZ Bergen-Belsen.

      JuliusGroeschler

      Julius Gröschler

       

      Julius Gröschler (1884 Jever-1944 Auschwitz ) gelang die Emigration nicht. Als nachfolgender Gemeindevorsteher wurde er Anfang 1940 von der Geheimen Staatspolizei, dem Landkreis Friesland und der Stadt Jever bei seinem Leben und seinen finanziellen Mitteln dafür haftbar gemacht, dass die angeordnete Zwangsumsiedlung der jeverschen Juden in die deutschen Großstädte innerhalb von sechs Wochen auch tatsächlich erfolgte.

      Nach drei Jahren in einem sog. “Judenhaus” in Hamburg wurde das Ehepaar Julius und Hedwig Gröschler 1943 in das Konzentrations- und Durchgangslager Theresienstadt deportiert und 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

       


       

      Bericht über das Jahr 2022
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      Das Jahr 2022 stand für das GröschlerHaus Jever – Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region – nicht mehr im Schatten der Schließung kultureller Einrichtungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Dennoch wirkten sich die nach wie vor bestehenden Einschränkungen und ein verändertes Besucherverhalten negativ auf die Anzahl der Besucherinnen und Besucher aus.

      2022 haben rund 900 Personen – 60 Prozent des Nicht-Corona-Jahres 2019 – ihren Weg in die Ausstellungen und Veranstaltungen gefunden. Darunter befanden sich in diesem Jahr recht wenige Schulklassen, aber Besuchergruppen aus dem kulturellen und sozialen Leben der Region und Touristen in der üblichen Größenordnung. Die Führungen und die Öffnungszeiten des Hauses erfolgen durch die Mitglieder des ehrenamtlichen Arbeitskreises GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein.

      Ingesamt bot das GröschlerHaus im Jahr 2022 zehn Veranstaltungen an, zum Jahresausklang zuletzt am 28. Dezember einen Gesprächsabend mit einem der bekanntesten Rapper Deutschlands, grim104 aka Moritz Wilken aus Berlin. Im Mittelpunkt stand dessen Video-Song „Komm Und Sieh“, der die als gegenwärtig erlebte nationalsozialistische Vergangenheit Zetels expressiv zu Gehör bringt. Der Vortrag von Dr. Hans Hesse (Köln) – in Kooperation mit dem Schlossmuseum Jever – über „Sinti in Nordwestdeutschland“ am 15. Dezember erinnerte an den 80. Jahrestag des sog. „Auschwitz-Erlasses “ von Heinrich Himmler, der die Deportation der Sinti und Roma nach Auschwitz einleitete. Die Gruppe „Sinti Swing“ mit Barono Schwarz aus Oldenburg umrahmte die Veranstaltung. Das aktuelle Thema „Koloniales Erbe und Alltagsrassismus“ erlebte am 27. Oktober in der Vortrags- und Gesprächsveranstaltung mit Wilma Nyari (Wilhelmshaven) und Dr. Sebastian-Manés Sprute (Berlin) eine intensive Diskussion.

      Weitere Veranstaltungen beschäftigten sich mit Salomon Mendelssohn, dem jüdischen „Turnvater des Oldenburger Lands“, mit Fritz Levy, dem „letzten Juden Jevers“, mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine (Referent Dr. Andrzej Batruch), mit dem Familienverband Magnus/Schiff/Hirche (zusammen mit dem Küstenmuseum Wilhelmshaven) und mit Robert de Taube (zusammen mit dem Landrichterhaus Neustadtgödens). Im Sommer fand erneut eine sehr gut besuchte Führung über den jüdischen Friedhof in Schenum statt.

      Das Gedenken an den Pogrom vom 9. November 1938, für dessen jährliche Organisation die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit zuständig ist, erfolgte auch 2022 unter großer Beteiligung der Bevölkerung vor dem GröschlerHaus. Auch weihte die Initiative „Erinnerungsorte Friesland“ (Federführung Dr. Antje Sander, Recherche GröschlerHaus) am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, in Hohenkirchen eine Erinnerungsstele für den 1942 im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten früheren Hohenkirchener Apotheker Ulrich Mamlok ein.

      Erwartungsgemäß ging in der Folge des Abklingens der Corona-Pandemie die Besucherzahl der Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu um rund 20% zurück und erreichte damit die bisher übliche und in der langjährigen Tendenz nach wie vor ansteigende Benutzerzahl. 45.000 Besuche und 172.000 Aufrufe stehen im Jahr 2022 zu Buche – eine stattliche Bilanz. Die Mitarbeiter des GröschlerHauses beantworteten 2021 wiederum eine Reihe von Anfragen aus dem In- und Ausland zu geschichtlichen und biografischen Fragen und stellten für Buchpublikationen Abbildungen zur Verfügung.

      Das Portal www.erinnerungsorte-friesland.de des Schloss-Museums ist mit der genannten Internetzeitschrift eng verbunden. Eine interaktive Landkarte der Erinnerungsorte in Friesland und rund 150 Informationsartikel sowie weitere Angebote zur Landesgeschichte stehen kostenfrei zur Verfügung. So sind z.B. sämtliche Tafeln der verschiedenen Ausstellungen der Vergangenheit im PDF verfügbar. Wegen des großen Interesses an Fritz Levy bietet das GröschlerHaus auch die Website www.fritzlevy.de an und arbeitet mit dem Portal www.woistfritz.de der Bremer KünstlerInnen Ariane Litmeyer und Jan Charzinski zusammen.

      Die im September 2019 eröffnete Sonderausstellung „Aufrüstung, Krieg und Befreiung im Jeverland: 1933 bis 1945“ wurde Ende 2022 abgebaut. Zu ihr ist ein umfassender Katalog erschienen, der die brennende Aktualität des historischen Themas durch das gewählte Format einer Tageszeitung betont. Ebenso wurde die Ausstellung „Was bleibt …“ beendet.

      Das GröschlerHaus bleibt wegen der Erneuerung des Fußbodens in den Monaten Januar und Februar geschlossen. Gleichzeitig entsteht in Zusammenarbeit mit dem Schlossmuseum eine neue Ausstellung zur Geschichte der Juden Jevers und ihrer Synagoge, die biografisch ausgerichtet ist und gleichzeitig die alte Ausstellung „Was bleibt …“ zeitgemäß erweitert. Die Eröffnung ist für das kommende Frühjahr geplant.

      Auch 2021 besuchten Nachkommen jeverscher Juden die Marienstadt auf den Spuren ihrer Vorfahren. Durch persönliche Kontakte finden weiterhin Fotos und Dokumente ihren Weg in das Archiv des Zeitgeschichtszentrums. Neue Kontakte kommen meist über die Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu des Arbeitskreises zustande.

      Im Mittelpunkt des neuen Jahres wird sicherlich die Begegnungswoche mit Nachkommen der Juden aus Jever stehen, die vom 18. bis 22. April in Jever stattfinden wird und für die die organisatorischen Vorbereitungen gegenwärtig auf Hochtouren laufen. Bisher haben rund 30 Personen aus Australien, Kanada, den USA, Israel, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland ihr Kommen fest zugesagt.

      Das GröschlerHaus bekommt nach wie vor verlässliche Unterstützung durch den Landkreis Friesland, die Stadt Jever, die Heeren-Stiftung, den Zweckverband Schloss-Museum Jever, das Schloss-Museum, den Jeverländischen Altertums- und Heimatverein und von vielen Förderern aus der Geschäftswelt, der Zivilgesellschaft und fast allen politischen Parteien. Ohne sie alle könnte die Geschichtsarbeit, die zeitgeschichtliche Arbeit für die demokratische Gegenwart und Zukunft ist, ideell und materiell gar nicht aufrechterhalten und weiterentwickelt werden.

      Rückblick des Arbeitskreises GröschlerHaus auf das Jahr 2021
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      Auch das Jahr 2021 stand für das GröschlerHaus Jever – Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region – im Zeichen der Schließungen kultureller Einrichtungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Es war ingesamt nur sechs Monate – seit Juli 2021 –  geöffnet. Mehrere geplante öffentliche Veranstaltungen zu zeitgeschichtlichen Themen mussten abgesagt bzw. verschoben werden.

      2021 haben deshalb lediglich rund 500 Besucher – 35 Prozent des Nicht-Corona-Jahres 2019  – ihren Weg in die Ausstellungen und Veranstaltungen gefunden, darunter einige Schulklassen, Besuchergruppen aus dem kulturellen und sozialen Leben und erneut auch der Bundeswehr. Die Führungen erfolgen durch Mitglieder des ehrenamtlichen Arbeitskreises GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein. Auch wurden drei Führungen über den jüdischen Friedhof in Schenum und durch das jüdische Jever angeboten.

      Bis auf Weiteres ist die bereits im September 2019 eröffnete Ausstellung „Aufrüstung, Krieg und Befreiung im Jeverland: 1933 bis 1945“ zu sehen. Zu ihr ist ein Katalog erschienen, der die brennende Aktualität des historischen Themas durch das gewählte Format einer Tageszeitung betont. Gleichzeitig ist weiterhin eine  Ausstellung über die 1938 von den Nationalsozialisten zerstörten jeversche Synagoge, auf deren Grundmauern das GröschlerHaus steht, unter dem Titel „Was blieb“ im östlichen Teil des Raums zusammengefasst. Als Besonderheiten werden die beim Umbau 2018 gefundenen Reste der Ruine von 1938, die Keller-Mikwe und seit kurzem ein vom Brand verschontes und jetzt restauriertes  Fenster des Synagogenanbaus bzw. Schulraums präsentiert.

      Das Gedenken an den Pogrom vom 9. November 1938, für dessen jährliche Organisation die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit zuständig ist, fand 2021 unter großer Beteiligung der Bevölkerung vor dem GröschlerHaus statt.

      Auch in den wenigen dafür zur Verfügung stehenden Monaten des Jahres 2020 besuchten Nachkommen jeverscher Juden die Marienstadt auf den Spuren ihrer Vorfahren. Durch persönliche Kontakte fanden weiterhin Fotos und Dokumente ihren Weg in das Archiv des Zeitgeschichtszentrums. Jüngst kam ein kurzer Film zum Vorschein, der die Ankunft eines Kindertransports in England Ende 1938 zeigt. Zu sehen sind auch Hans und Fritz Gröschler (Bob und Frank Gale) aus Jever. Neue Kontakte kommen meist über die Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu des Arbeitskreises zustande. Die Mitarbeiter beantworteten 2021 außerdem eine Reihe von Anfragen aus dem In- und Ausland.

      Auch im zweiten Corona-Jahr stieg die Besucherzahl der Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu mit erneut fast 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. 51.000 Besucher mit 142.000 Aufrufen wurden gezählt – eine vergleichsweise stattliche Bilanz. Das Portal www.erinnerungsorte-friesland.de des Schloss-Museums ist mit der genannten Internetzeitschrift eng verbunden. Eine interaktive Landkarte der Erinnerungsorte in Friesland und rund 150 Informationsartikel sowie weitere Angebote zur Landesgeschichte stehen kostenfrei zur Verfügung. So sind z.B. sämtliche Tafeln der aktuellen Ausstellung im PDF verfügbar. Wegen des ungebrochen großen Interesses an Fritz Levy, dem letzten Juden Jevers, bietet das GröschlerHaus auch die Website www.fritzlevy.de an und arbeitet mit dem Portal www.woistfritz.de der Bremer KünstlerInnen Ariane Litmeyer und Jan Charzinski zusammen.

      In der Reihe „Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland“ kam im August 2021 im Rahmen einer Friedhofsführung die Informationsschrift „Der jüdische Friedhof von Jever“ von Anett Gottschalk und Hartmut Peters heraus.  In der u.a. vom GröschlerHaus geförderten Reihe erschienen bisher dreizehn Titel. Holger Frerichs veröffentlichte hier 2021 die Biografie „Franz Fritsch (1910-1973), der Schindler von Bockhorn“.

      Das GröschlerHaus erfährt nach wie vor große Unterstützung durch den Landkreis Friesland, die Stadt Jever, den Zweckverband Schloss-Museum Jever, das Schloss-Museum, den Jeverländischen Altertums- und Heimatverein und von vielen Förderern aus der Geschäftswelt, der Zivilgesellschaft und fast allen politischen Parteien. Ohne sie könnte die Geschichtsarbeit, die Arbeit für die demokratische Gegenwart und Zukunft ist, ideell und materiell gar nicht aufrechterhalten und weiterentwickelt werden.

      Rückblick des Arbeitskreises GröschlerHaus auf das Jahr 2020
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      Das Jahr 2020 stand auch für das GröschlerHaus Jever – Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region – im Zeichen der Schließungen auch kultureller Einrichtungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Es schloss am 15. März 2020 seine Pforten, war in Sommer und Herbst mit einem Hygiene-Konzept drei Monate offen und ist seit dem 1. November in Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse zur Bekämpfung der Pandemie erneut nicht zugänglich. Mehrere geplante öffentliche Veranstaltungen zu zeitgeschichtlichen Themen mussten abgesagt werden. Eine zusammen mit der „Bildungsregion Friesland“ und dem Schlossmuseum Jever ausgeschriebene Lehrerfortbildung zur Nutzung außerschulischer Lernorte in Jever musste verschoben werden.

      Im Jahr 2020 haben deshalb lediglich rund 400 Besucher – 25 Prozent des Vorjahres – ihren Weg in Ausstellungen und Veranstaltungen des GröschlerHauses gefunden, darunter eine Reihe Schulklassen, Besuchergruppen aus dem kulturellen und politischen Leben der Region und erstmals auch der Bundeswehr. Die Führungen erfolgen durch die Mitglieder des ehrenamtlichen Arbeitskreises GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein. Auch 2020 wurden Führungen über den jüdischen Friedhof in Schenum und durch das jüdische Jever angeboten. Ein Mitglied des Arbeitskreises stand einem Leistungskurs Deutsch am Mariengymnasium Jever als Zeitzeuge der „1968er Studentenbewegung“ zur Verfügung.

      Wenn das GröschlerHaus wieder Besucher empfangen darf, wird bis auf Weiteres die bereits im September 2019 eröffnete Ausstellung „Aufrüstung, Krieg und Befreiung im Jeverland: 1933 bis 1945“ zu sehen sein. Zu ihr ist ein Katalog erschienen, der die Aktualität des historischen Themas durch das gewählte Format einer Tageszeitung betont. Gleichzeitig wurde die Ausstellung über die jeversche Synagoge, auf deren Grundmauern das GröschlerHaus steht, und die jüdische Gemeinde neu gestaltet und als Basis-Ausstellung unter dem Titel „Was blieb“ im östlichen Teil des Raumes zusammengefasst. Als Besonderheiten werden die beim Umbau 2018 gefundenen Reste vom Brand der Synagoge 1938 und die Keller-Mikwe präsentiert. Über das Bildungsbüro des Landkreises können Fahrten von Schulklassen zum GröschlerHaus finanziell gefördert werden.

      Das Gedenken an den Pogrom vom 9. November 1938, für dessen jährliche Organisation die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit zuständig ist, fand 2020 in einem ganz kleinen Kreis vor dem GröschlerHaus statt.

      Auch in den wenigen dafür zur Verfügung stehenden Monaten des Jahres 2020 besuchten Nachkommen jeverscher Juden die Marienstadt auf den Spuren ihrer Vorfahren. Durch persönliche Kontakte fanden auch weiterhin Fotos und Dokumente ihren Weg in das Archiv des Zeitgeschichtszentrums. Die Kontaktaufnahmen kamen meist über die Internetzeitschrift groeschlerhaus.eu des Arbeitskreises zustande. Die Mitarbeiter beantworteten außerdem zahlreiche Anfragen aus dem In- und Ausland.

      Im Corona-Jahr stieg die Besucherzahl der Internetzeitschrift groeschlerhaus.eu mit fast 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. 42.000 Besucher mit 140.000 Aufrufen wurden gezählt – eine vergleichsweise stattliche Bilanz. Das Portal erinnerungsorte-friesland.de des Schloss-Museums ist mit der Internetzeitschrift eng verbunden. Eine interaktive Landkarte der Erinnerungsorte in Friesland und rund 150 Informationsartikel sowie viele weitere Angebote zur Landesgeschichte stehen hier kostenfrei zur Verfügung. So sind z.B. sämtliche Tafeln der aktuellen Ausstellung im PDF verfügbar. Wegen des ungebrochen großen Interesses an Fritz Levy, dem letzten Juden Jever, bietet das GröschlerHaus auch die Website fritzlevy.de an.

      In der Reihe „Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland“ kamen 2020 die als Hardcover vergriffenen Erinnerungen der jeverschen Jüdin Änne Gröschler als Taschenbuch heraus („Aus dieser schweren Zeit“, Verlag Fuego, Bremen). In der 2017 begründeten und u.a. vom GröschlerHaus geförderten Reihe erschienen bisher zwölf Titel. 2020 veröffentlichte hier Holger Frerichs die „Biografie Erich und Ruth Levy“ und „Der jüdische Friedhof in Varel-Hohenberge“ sowie – unter Mitwirkung von Christiane Baier und Antje Sander – „Spurensuche im Schlossmuseum Jever“.

      Die Journalistin Blanka Weber erarbeitete nach aufwändigen Recherchen ein 25-minütiges Audio-Feature über den jüdischen Landwirt Robert de Taube aus Horsten und die Arbeit des GröschlerHauses, das im Dezember mehrfach im Rundfunk gesendet wurde („Juden zwischen Jever und Wilhelmshaven“).

      Das GröschlerHaus erfährt nach wie vor große Unterstützung durch den Landkreis Friesland, die Stadt Jever, den Zweckverband Schloss-Museum Jever, das Schloss-Museum, den Jeverländischen Altertums- und Heimatverein und von vielen Förderern aus der Zivilgesellschaft und fast allen politischen Parteien. Ohne sie könnte die Geschichtsarbeit, die Arbeit für die demokratische Gegenwart ist, ideell und finanziell gar nicht aufrechterhalten und weiterentwickelt werden.

      Hartmut Peters

      Rückblick des Arbeitskreises GröschlerHaus auf das Jahr 2019
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      Im Mittelpunkt des Jahres 2019 standen zwei Ausstellungseröffnungen und eine Umstrukturierung der ständigen Ausstellung. Zunächst wurde vom 31. März bis 15. August die Wanderausstellung: „Unter uns? Sinti in Ostfriesland“ des Heimatmuseums Leer und des dortigen 1. Sinti-Vereins Ostfriesland e.V. gezeigt. Die Ausstellung ergänzten zwei gut besuchte Veranstaltungen mit Vertretern des Sinti-Vereins, die sich speziell an Schulen richteten. Mit dieser Dokumentation der Geschichte und der Gegenwart der Sinti in Ostfriesland rückte ein bisher wenig beachteter Teil der Regional- und Landesgeschichte in den Blick und regte die Mehrheitsgesellschaft an, einmal einen Perspektivwechsel vorzunehmen.

      Am 1. September – 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und damit des Beginns des Zweiten Weltkriegs – eröffnete unter großer Beteiligung der Bevölkerung die umfangreiche Ausstellung „Aufrüstung, Krieg und Befreiung im Jeverland: 1933 bis 1945“. Sie wurde durch die entschiedene Förderung des Schloss-Museums und durch Spendengelder an das GröschlerHaus möglich und wird noch bis zum August 2020 gezeigt. Wenig später erschien der gleichnamige Katalog zur Ausstellung, der die Aktualität des historischen Themas durch das gewählte Format einer Tageszeitung betont.

      Gleichzeitig wurde die bereits bestehende Ausstellung über die jeversche Synagoge, auf deren Grundmauern ja das GröschlerHaus steht, und die jüdische Gemeinde neu gestaltet und als Basis-Ausstellung unter dem Titel „Was blieb“ im östlichen Teil des Raumes neu zusammengefasst. Als Besonderheiten werden die beim Umbau des Jahres 2018 gefundenen Reste vom Brand der Synagoge 1938 und die Keller-Mikwe präsentiert.

      Im Jahr 2019 haben rund 1.600 Besucher das GröschlerHaus besucht, darunter eine Reihe Schulklassen sowie Besuchergruppen aus dem kulturellen und politischen Leben der Region. Die Führungen erfolgen durch die Mitglieder des Arbeitskreises. Volker Landig und Uta Esselborn boten 2019 erneut auch Führungen über den jüdischen Friedhof und durch das jüdische Jever an.

      Durch Veranstaltungen im GröschlerHaus, aber auch an anderen Bildungsstätten wie z.B. der Volkshochschule Wilhelmshaven wurden weitere rund 400 Besucher erreicht. So musste beim Vortrag des Historikers Heiko M. Pannbacker am 17. September über das Thema „Wie der Jazz unter die Nazis geriet“ u.a. der umgedrehte Papierkorb als Sitzgelegenheit herhalten.

      Nach dem Mordanschlag auf die Synagoge von Halle Anfang Oktober 2019 gehörte der Arbeitskreis zu den Initiatoren einer spontanen Kundgebung gegen Gewalt und Antisemitismus. Das Gedenken an den Pogrom vom 9. November 1938, für dessen jährliche Organisation die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit zuständig ist, wurde unterstützt und durch eine eigene Veranstaltung zum Thema „Jüdische Frauen während des Progroms“ und die Präsentation eines interaktiven Hörspiels von Gina Bremer über den Pogrom in Jever ergänzt.

      Der Arbeitskreis GröschlerHaus, organisert im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e.V., besteht gegenwärtig aus zwölf Ehrenamtlichen. Für die Arbeitskreismitglieder, ihre Freunde und die teilnehmenden Repräsentanten des öffentlichen Lebens war sicherlich die Bar Mitzwa Feier von Jacob Rumens aus Northampton am 26. August ein Höhepunkt. Jacob ist ein Urenkel des Ehepaars Julius und Hedwig Gröschler, das die Nationalsozialisten 1944 in Auschwitz ermordeten. Nach dem Novemberpogrom 1938 gelang es dem Ehepaar noch, die beiden Söhne nach England in Sicherheit zu bringen. 1984 kam Frank Gale (Fritz Gröschler) zusammen mit seiner Ehefrau und den beiden Töchtern zurück nach Jever. Er folgte der Einladung der Initiative „Juden besuchen Jever“ am Mariengymnasium. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1997 hielten die Töchter den Kontakt zu Jever. 2014 nahmen sie zusammen mit ihren Kindern an der Namensgebungsfeier für das Gröschler-Haus teil. Als Lori und Paul Rumens ihren Sohn fragten, wie er sich denn nun sein Bar Mitzwa vorstelle, war dessen klare Antwort: „In Jever“. Einfacher wäre es in England gewesen. So nahm ein nicht leicht zu organisierendes Vorhaben seinen Lauf, das das GröschlerHaus für wenige Stunden in eine Synagoge verwandelte. Über die Veranstaltungshektik wurde übrigens der 5. Jahrestag der Eröffnung des Gröschlerhauses (29. September 2015) schlichtweg vergessen.

      Nach dem liturgischen Teil der Bar Mizwa von Jacob Rumens spielte am 26. August der Oldenburger Liedermacher Iko Andrae zum Tanz auf.

      Auch in weiteren Monaten des Jahres besuchten Nachkommen jeverscher Juden die Marienstadt auf den Spuren ihrer Vorfahren, sie kamen aus Kanada, England, den Niederlanden und Australien. Als Hartmut Peters für sein ehrenamtliches Engagement in der Geschichtsaufarbeitung am 7. Mai das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, war Prof. Dr. Bob Löwenberg aus Rotterdam, ein Enkel des in Bergen-Belsen umgekommenen vorletzten Vorstehers der jeverschen Synagogengemeinde Hermann Gröschler, einer der Laudatoren.

      Durch persönliche Kontakte fanden auch weiterhin wichtige Fotos und Dokumente ihren Weg in das Archiv des Zeitgeschichtszentrums. Die Kontaktaufnahme kam meist über die Internetzeitschrift groeschlerhaus.eu des Arbeitskreises zustande. Die Mitarbeiter beantworteten außerdem zahlreiche Anfragen aus dem In- und Ausland. 2019 nutzten 32.000 Besucher mit 96.000 Aufrufen die Seite, eine vergleichsweise stattliche Bilanz. Das Portal erinnerungsorte-friesland.de des Schloss-Museums ist mit der Internetzeitschrift eng verbunden. Die Portale bieten eine interaktive Landkarte Frieslands der Erinnerungsorte und an die 150 Informationsartikel sowie viele weitere Angebote zur Landesgeschichte. So sind z.B. sämtliche Tafeln der aktuellen Ausstellung als PDF hier verfügbar. Wegen des großen Interesses an Fritz Levy, dem letzten Juden Jever, bietet das GröschlerHaus seit kurzem auch die Website www.fritzlevy.de angeboten.

      Das GröschlerHaus baute 2019 sein Netzwerk weiter aus und kooperierte u.a. wie schon in den Jahren zuvor mit den Kinofreunden Friesland e.V. in der Reihe „Der besondere Film“ und ist als außerschulischer Lernort im Verbund der fünfzehn Lernorte in der „Bildungslandschaft Landkreis Friesland“ aktiv. Über das Bildungsbüro des Landkreises können Fahrten von Schulklassen zum GröschlerHaus finanziell gefördert werden. Mehrfach konnte das Team befreundete Initiativen durch wissenschaftliche Recherchen und Kontakte unterstützen, wie z.B. bei der Einweihung der Gedenkstele für die sogenannten Exodus-1947-Juden am 6. September in Sengwarden.

      Der Historiker Heiko M. Pannbacker aus Hannover während seines sehr gut besuchten Vortrags zum Thema „Wie der Jazz unter die Nazis kam“ am 17. September.

      In der Reihe „Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland“ konnten 2019 im Verlag Fuego, Bremen, unter dem Titel „Das offene Versteck“ die Erinnerungen von Robert de Taube veröffentlicht werden.

      Das GröschlerHaus erfährt nach wie vor große Unterstützung durch den Landkreis Friesland, die Stadt Jever, den Zweckverband Schloss-Museum Jever, das Schloss-Museum und durch viele Förderer aus der Zivilgesellschaft und fast allen politischen Parteien. Ohne sie alle könnte die Geschichtsarbeit, die im Grunde Arbeit für unserer demokratische Gegenwart ist, ideell und finanziell gar nicht aufrechterhalten und weiterentwickelt werden können. Ihrem Schulterschluss gilt der Dank in gesellschaftlich und politisch schwieriger Zeit.

      Hartmut Peters

       

      Das GröschlerHaus in der Gr. Wasserpfortstraße 19, Jever, ist regelmäßig geöffnet Dienstag und Freitag von 10 bis 12 Uhr und Donnerstag von 16 – bis 18:30 Uhr. Weitere Öffnungszeiten und Führungen für Gruppen können über 04461-964426 oder info@groeschlerhaus.eu vereinbart werden. Weitere Informationen über www.groeschlerhaus.eu sowie www.erinnerungsorte-friesland.de.

      Rückblick auf das Jahr 2018
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      Im Mittelpunkt des Jahres 2018 stand die feierliche und sehr gut besuchte Wiedereröffnung des GröschlerHauses nach neunmonatiger Umbau- und Renovierungsphase am 15. April. Zum Festakt waren auch Angehörige von jüdischen Familien aus dem Ausland angereist, er fand seinen symbolischen Höhepunkt in der Anbringung der Mezuzah von Frank Gale an der Eingangstür durch Familienangehörige. Der Sohn des letzten Vorstehers der Synagogengemeinde  war 1938 als Fritz Gröschler in einem Kindertransport von Jever nach England entkommen. Seine Eltern wurden 1944 in Auschwitz ermordet, Frank Gale starb 1998 in Northampton.

      Die Familie Gale aus England beim Anbringen einer Mezuzah an der Tür des wieder eröffneten GröschlerHauses, 15. April 2018. Die Kapsel mit dem enthaltenen Segensspruch stammt aus dem Haus des 1998 in England verstorbenen Frank Gale, der in Jever aufwuchs und 1938 den Nazis entkommen konnte.

      Die Familie Gale aus England beim Anbringen einer Mezuzah an der Tür des wieder eröffneten GröschlerHauses, 15. April 2018. Die Kapsel mit dem enthaltenen Segensspruch
      stammt aus dem Haus des 1998 in England verstorbenen Frank Gale, der in Jever aufwuchs und 1938 den Nazis entkommen konnte.

      Auch im weiteren Verlauf des Jahres besuchten Nachkommen jeverscher Juden die Marienstadt auf den Spuren ihrer Vorfahren, sie kamen aus den Niederlanden, England, Israel, den USA und Australien und wurden von den Mitgliedern des ehrenamtlichen Arbeitskreises GröschlerHaus betreut. Im August 2018 ging eine Ära zu Ende. Mit Prof. Dr. Rolf Sternberg, der 1926 in der Schlosserstraße geboren wurde, starb in New York der letzte der Juden aus Jever, die dem Holocaust ins rettende Ausland entkommen konnten. Verschiedene Zeitungen veröffentlichten den Nachruf auf den international bekannten Erforscher der Wasserkraftgewinnung in Südamerika, der seit seinem ersten Besuch in Jever 1984 hier neue Freunde gefunden hatte.

      Durch persönliche Kontakte fanden auch weiterhin wichtige Fotos und Dokumente ihren Weg in das Archiv des Zeitgeschichtszentrums. Die Kontaktaufnahme  kam häufig über die Internetzeitschrift groeschlerhaus.eu des Arbeitskreises zustande. Die Mitarbeiter beantworteten außerdem zahlreiche Anfragen aus dem In- und Ausland. 2019 nutzten 33.000 Besucher mit 96.000 Aufrufen die Seite, eine vergleichsweise stattliche Bilanz. Das Portal erinnerungsorte-friesland.de, das mit der Internetzeitschrift eng verbunden ist, wurde auf Veranlassung von Dr. Antje Sander mit Mitteln der Initiative Erinnerungsorte Friesland neu gestaltet. Es bietet auf einer interaktiven Landkarte Frieslands eine Übersicht über alle Erinnerungsorte, diese sind mit den rund 100 Informationsartikeln zur Landesgeschichte auf groeschlerhaus.eu verlinkt.

      Ebenfalls am 15. April wurde die von Hartmut Peters in Zusammenarbeit mit Dr. Antje Sander konzipierte, von Andreas Reiberg gestaltete und vom Zweckverband Schlossmuseum geförderte Ausstellung „80 Jahre nach dem NS-Pogrom – die Synagoge von Jever und ihre Zerstörung im Jahre 1938“ eröffnet. Sie wurde kürzlich wegen des großen Interesses, gerade auch in der Folge des Erinnerungsjahrs 2018, bis Herbst 2019 verlänger. Als Besonderheiten sind hier auch die beim Umbau gefundenen Reste vom Brand der Synagoge ausgestellt.

      Bis Ende Januar 2019 wird außerdem in der ehemaligen jüdischen Schule am GröschlerHaus die vom Linguisten Dr. Klaus Siewert erarbeitete Sonderausstellung  „Jever und die Berufssprache der Viehhändler“ präsentiert. Bisher haben rund 1.100 Besucher die beiden Ausstellungen besucht, darunter auch eine Reihe Schulklassen sowie weitere Besuchergruppen aus dem kulturellen und politischen Leben der Region. Die Führungen erfolgen durch die Mitglieder des Arbeitskreises. Volker Landig und Uta Esselborn boten 2018 erneut auch Führungen über den jüdischen Friedhof und durch Jever an.

      Unter den Veranstaltungen des Jahres ragt das „Grenzenlos-Festival 2018“ heraus, das am 1. September openair bei der Gastsstätte „Waldschlösschen“ stattfand. Die Kulturveranstaltung am Weltfriedenstag mit gleich sechs Bands warb für eine offene Gesellschaft und zog  rund 500 Besucher an. Im Organisationsteam wirkten u.a. die Integrationslotsen Jever und das Jugendparlament Friesland mit. Überhaupt baute das GröschlerHaus 2018 sein Netzwerk aus, schloss einen förmlichen Kooperationsvertrag mit dem Freundeskreis der Sinti und Roma in Oldenburg e.V., wirkte bei einer öffentlichen Tagung des Netzwerks „Reise durch das jüdische Ostfriesland“ in Aurich zum Pogrom 1938 mit und kooperierte u.a. wie schon in den Jahren zuvor mit den Kinofreunden Friesland e.V. in der Reihe „Der besondere Film“. Im November wurde das GröschlerHaus  als außerschulischer Lernort im Verbund der 15 Lernorte in der „Bildungslandschaft Landkreis Friesland“ anerkannt. Damit können jetzt auch Fahrten von Schulklassen zum GröschlerHaus finanziell gefördert werden.

      Mehrfach konnte das Team des GröschlerHauses befreundete  Initiativen durch wissenschaftliche Recherchen, Textformulierungen und Kontakte unterstützen, wie z.B. bei der Errichtung der Gedenkstele für die 1943 aus Zetel nach Auschwitz deportierten Sinti im März 2018 oder bei der Einweihung von Gedenktafeln in Schortens, Neustadtgödens und Horsten.  Im Oktober erhielt der Arbeitskreis GröschlerHaus den „Engagementspreis gegen das Vergessen“ der AWO Weser-Ems zuerkannt. Überregional bekannt wurde die Erinnerungsarbeit in Jever auch durch einen TV-Beitrag in der NDR-Sendereihe „DAS!“ über das Versteck der Familie Hirche auf dem Dachboden des „Concerthauses“ am Alten Markt.

      Die Reihe „Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland“ wurde 2018 mit gleich drei Publikationen weitergeführt. Die Broschüre mit gefalteter Stadtkarte „Jüdisches  Jever – ein historischer Stadtrundgang“ fand auch bei Touristen Anklang. Hans-Jürgen Klitsch und Hedda Esselborn übersetzten sie ins Englische bzw. Niederländische.  In „Die Synagoge von Jever, der Pogrom von 1938 und der lange Weg der Erinnerungen“ fasst Hartmut Peters die Ergebnisse seiner Forschungen zu den genannten Themen zusammen. Holger Frerichs legte die „Geschichte der Familie Schwabe-Barlewin aus Varel“ vor.

      Im April startete der Arbeitskreis ein spezielles „Baustein“-Projekt, um die Mittel für eine virtuelle Rekonstruktion der 1938 zerstörten Synagoge Jevers aufzubringen. Für 25.– €  erhält der Spender einen der 1.000 nummerierten roten Klinker mit der eingeprägten Silhouette der Synagoge. Sie wurden mit Unterstützung der Bockhorner Klinkerziegelei Uhlhorn und des Keramikmeisters Acki Jürgens gebrannt. Bisher fanden allerdings nur 130 der attraktiven Steine ihren Weg z.B. auf die Schreibtische der Förderer dieses Projekts, das also auch 2019 noch weitergeführt wird.

      Die „Bausteine“ für die virtuelle Rekonstruktion der jeverschen Synagoge

      Die „Bausteine“ für die virtuelle Rekonstruktion der jeverschen Synagoge

      Zum 1. September plant der Arbeitskreis GröschlerHaus zusammen mit dem Schlossmuseum eine Ausstellung über die regionalen Kriegsplanungen für den Zweiten Weltkrieg, den Krieg selbst und seine Folgen. Anlässe sind der 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen am 1. September und der 75. Jahrestag des Kriegsendes im Mai des kommenden Jahres.

      Das GröschlerHaus in der Gr. Wasserpfortstraße 19, Jever, ist regelmäßig geöffnet Dienstag und Freitag von 10 bis 12 Uhr und Donnerstag von 16 bis 18:30 Uhr. Weitere Öffnungszeiten und Führungen für Gruppen können über 04461-964426 oder info@groeschlerhaus.eu vereinbart werden. Weitere Informationen über groeschlerhaus.eu sowie erinnerungsorte-friesland.de.

      Rückblick auf das Jahr 2017 im GröschlerHaus
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      Die beste Nachricht für das Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region war seine Schließung im September 2017. Denn diese markierte den Beginn der lange erhofften, umfassenden Sanierungsmaßnahmen, die das bisherige Provisorium in der Großen Wasserpfortstraße 19 zu einem zeitgemäßen außerschulischen Lernort umgestalten sollen. Fußboden, Elektrik, Brandschutz, Heizung, Energetik, Toiletten, Fenster, Dach u.a.m. des Gebäudes, das an der Stelle der 1938 zerstörten Synagoge steht, müssen modernisiert werden. Dafür haben auf Initiative von Prof. Dr. Antje Sander vom Zweckverband Schlossmuseum die LEADER-Regionen Nordseemarschen und Südliches Friesland beträchtliche Mittel der Europäischen Union für die Förderung des ländlichen Raums bereitgestellt. Diese werden gegenwärtig im Rahmen des Projekts „Erinnerungsorte in Friesland“ investiert. Die Wiedereröffnung des Zeitgeschichtszentrums ist für den 15. April 2018 geplant. Dann sollen auch die Artefakte der zerstörten Synagoge präsentiert werden, die beim Abriss eines Schuppens im Hof gefunden wurden.

      Kurz zuvor war der Ankauf des Gebäudes aus Privatbesitz durch die Hanna- und Elfriede-Heeren-Stiftung unter dem Dach der JaWir-Stiftungen erfolgt. Hiermit ist die weitere Existenz des GröschlerHauses, das durch eine Gruppe von Ehrenamtlichen betrieben wird, abgesichert.

      Wegen der Schließung sanken naturgemäß die jährlichen Besucherzahlen, die in den Sommermonaten noch durch die Präsentation des eindrucksvollen Ölbilder-Zyklus „Reise nach Jerusalem“ der Essener Künstlerin Michaela Classen stark angestiegen waren. Durch eine Reihe von Veranstaltungen außer Haus wurde ein gewisser Ausgleich geschaffen. So suchten die Schulklassen einmal nicht den authentischen Gedenkort auf, sondern die Mitarbeiter des GröschlerHauses kamen mit dem Medienkoffer in der Schule vorbei. Jeweils zwei stark frequentierte Rundgänge durch das jüdische Jever bzw. Besichtigungen des jüdischen Friedhofs wurden angeboten. Zusammen mit den „Kinofreunden Friesland e.V.“ fand in der jeverschen „Filmpalette“ ein wissenschaftliches Seminar der Murnau-Stiftung mit Filmvorführung über den antisemitischen Hetzfilm „Jud Süß“ statt. Außerdem wurde der aktuelle Dokumentar-Spielfim „Die Unsichtbaren“ über untergetauchte junge Juden im Berlin der 1940er Jahre nach Jever geholt. Wie in jedem Jahr fand am 9.November in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eine feierliche Kranzniederlegung an der Synagogengedenktafel statt. Der Historiker Dr. Georg Wagner-Kyora beleuchtete in einer vielbeachteten Rede, unter Bezug auf das laufende Reformationsjahr, Luthers Antijudaismus.

      Sicherlich ein Höhepunkt war das spontane Benefizkonzert der bekannten amerikanischen Folksängerin Laura Wetzler am 28. Mai im Audienzsaal des Schlosses. Laura Wetzler befand sich auf Europa-Tournee und spürte gleichzeitig den Wurzeln ihrer vom Nationalsozialismus verfolgten Familie in Wilhelmshaven nach. Mitarbeiter des GröschlerHauses halfen ihr bei der Spurensuche und begleiteten sie durch die Stadt. Musikalisch wurde es auch im Oktober, als die Band „Hellhead“ 50 Exemplare ihrer CD „Denkmal“ mit dem gleichnamigen Song über die jeverschen Juden überreichte. Der Song wurde der vor dem Mahnmal für die ermordeten Juden in der Frl.-Marienstraße abgespielt. Leider musste ein Open-Air-Kultur-Festival „Musik gegen Rassismus“, dessen Planungen schon weit vorangeschritten waren, abgesagt werden, weil just auf diesen Tag ein kommerzieller Veranstalter ein Rockkonzert legte.

      Das GröschlerHaus wird zunehmend Anlaufpunkt für Menschen aus dem Ausland auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren. Insgesamt sechs kleine Reisegruppen bis hin zu Australien und Alaska wurden 2017 durch die Straßen Jevers geleitet. Die innerfamiliären Informationen sind durch die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands unwiederbringlich zerstört und die Überlebenden in alle Welt zerstreut worden. Das GröschlerHaus hilft mit seinen Informationen, Teile des Puzzles wieder zusammenzufügen.

      Anlaufpunkt für neue Kontakte ist meist die Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu, die jährlich über 40.000 Besucher aufweist und in der auch 2017 zahlreiche neue Artikel zur Landesgeschichte Frieslands erschienen sind. Die Seite stellt keine übliche Website dar, sondern ein eigenständiges Informationsangebot, das unabhängige Beobachter als fast einzigartig kennzeichnen. Die Internetartikel werden auch von Schulen im Rahmen des Unterrichts genutzt.

      Das Jahr 2017 sah den Einstieg in die Schriftenreihe „Zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland“, zu der sich als Herausgeber das GröschlerHaus, der Jeverländische Altertums- und Heimatverein e.V., das Schlossmuseum Jever und der Heimatverein Varel e.V. zusammengefunden haben. Als Nr. 1 erschien im Verlag Hermann Lüers in der Bearbeitung von Hartmut Peters und in der Übersetzung von Linda Robbins-Klitsch in einer zweisprachigen Ausgabe der Bericht der jeverschen Jüdin Änne Gröschler „Aus dieser schweren Zeit“ / About these Hard Times“ von 1945. Weitere Veröffentlichungen in der Reihe stehen unmittelbar bevor.

      Im Januar 2017 erhielt das GröschlerHauses einen Award der renommierten amerikanischen Obermayer-Stiftung, die mit dem Leo-Baeck-Institut zusammenarbeitet. Die Ehrung im Berliner Abgeordnetenhaus galt dem jahrzehntelangen Engagement von Volker Landig und Hartmut Peters beim Aufbau der regionalen Erinnerungskultur. Die Auszeichnung führte zu einem spürbar höheren Bekanntheitsgrads des GröschlerHauses und seiner Internetzeitschrift und zu vielen Kontakten.

      Der Arbeitskreis GröschlerHaus arbeitet zur weiteren Entwicklung der Einrichtung und im Rahmen des Projekts „Erinnerungsorte in Friesland“ intensiv mit Prof. Dr. Antje Sander und Holger Frerichs vom Schloss-Museum Jever zusammen. Er kooperiert u.a. mit dem Netzwerk „jüdisches Ostfriesland“, der Bildungsregion Friesland, den Kinofreunden Friesland e.V., dem Verein der Freunde der Sinti und Roma e.V. Oldenburg und erhält gute Unterstützung aus Bevölkerung, Politik und Verwaltung.

      Für ihre konkrete Arbeit sind die Ehrenamtlichen nach wie vor auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen, die aufgrund der gegenwärtigen Schließung leider zurückgegangen sind.

      H. Peters, 2.1.18

      Bericht des GröschlerHauses für das Jahr 2016
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      Im Jahr 2016 kamen über 1.000 Besucher in das GröschlerHaus Jever, das Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland-Wilhelmshaven in der jeverschen Großen Wasserpfortstraße. Bei Veranstaltungen, die nicht im GröschlerHaus selbst stattfanden, wurden ca. 500 Personen gezählt. Die Steigerung um gut das Doppelte zum Vorjahr im GröschlerHaus führt Hartmut Peters vom gleichnamigen Arbeitskreis auf das zunehmende Interesse der Schulen der Region, spezielle Veranstaltungen und den sogenannten Bildungstourismus zurück:

      „Immer mehr Lehrer wollen Geschichte auch konkret vermitteln, z.B. an einem außerschulischen Lernort. Und das bieten wir am Standort der 1938 zerstörten Synagoge, wo glücklicherweise die Keller-Mikwe erhalten blieb. Der jüdischen Friedhof, den wir außerdem anbieten, ist eine Zeitreise in eine Epoche, die erstaunlich gut bei jungen Menschen ankommt, die sonst eher wenig an Grabsteine denken. Dann kommen verstärkt die Touristen, die bei ihrem Tag Jever nicht nur Schloss und Brauhaus interessiert, sondern auch die Zeitgeschichte der Region, in der sie ihren Urlaub verbringen.“

      Auf einen besonderen Zulauf stieß die im Juni eröffnete und vom Arbeitskreis erarbeitete Fotoausstellung über die Synagogen in Nordwestdeutschland „Nur Bilder blieben.“ Es war der erste Überblick über die vom nationalsozialistischen Deutschland und ihren lokalen Handlangern beim Novemberpogrom von 1938 verübten Zerstörungen von Synagogen in Nordwestdeutschland.

      Christel Schwarz überreichte am 8. März 2016 im GröschlerHaus einem Vertreter des Gemeinderats von Zetel das Beispiel einer Gedenktafel für seine 1943 aus Zetel nach Auschwitz deportierten Familienangehörigen. (Foto C. Hinz)

      Bis auf den letzten Platz besucht war die Veranstaltung mit dem Sinto Christel Schwarz aus Oldenburg, der im März 2016 über die Deportation seiner Großeltern, seiner Mutter und weiterer Familienangehöriger von Zetel nach Auschwitz im Jahre 1943 berichtete. Im Anschluss fand eine längere Diskussion darüber statt, dass der Gemeinderat von Zetel die Einrichtung einer Gedenktafel für die fast alle in Auschwitz ermordeten Zeteler Sinti ablehnt.

      Als weitere wichtige Stationen des Jahres sind zu nennen: die öffentliche Bekanntgabe der Entdeckung des Verstecks der Jüdin Erna Hirche auf dem Dachboden des ehemaligen Kinos im „Concerthaus“ am Alten Markt, die Aufführung des Films „Die Sonne geht nicht wieder auf“ unter Anwesenheit des Filmemachers Farschid Ali Zahedi zusammen mit den „Kinofreunden Jever e.V.“ und der von vielen als Sensation empfundene Fund einer Architekturaufnahme der jeverschen Synagoge, von der bisher nur sehr schlechtes Fotomaterial vorlag.

      Hier versteckte sich 1943 die Jüdin Erna Hirche, die den Holocaust überlebte. Die Entdeckung des Verstecks 2015 wurde nach vergeblichen Kontaktversuchen mit dem Hauseigentümer erst ein Jahr später veröffentlicht. (Foto H. Peters)

      Hartmut Peters legte auf Anfrage der Stadt Schortens dieser 2016 eine schriftliche Expertise über die nationalsozialistische Belastung zweier Offiziere der Wehrmacht vor, nach denen in Upjever seit der NS-Zeit zwei Straßen heißen. Der Text führte, als er von Ratsmitgliedern veröffentlicht wurde, zu erregten Diskussionen vor allem unter den Anwohnern der Straßen, zu einer öffentlichen Veranstaltung im Bürgerhaus, auf der der Potsdamer Militärhistoriker Dr. Vogel neben Peters weiteres belastendes Material vortrug, und schließlich zur Umbenennung der beiden Straßen. Der Vorschlag von Peters, die Straßen nach Stanislaw Maczek und Josef Rosensaft zu benennen, fand allerdings keine Berücksichtigung.

      Außer mit den „Kinofreunden Jever e.V.“ und der Stadt Schortens arbeitete der Arbeitskreis GröschlerHaus, der eine Arbeitsgruppe innerhalb des Jeverländischen Altertums- und Heimatvereins e.V. darstellt, vor allem mit Dr. Antje Sander und Holger Frerichs vom Schlossmuseum Jever zusammen, außerdem mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. Oldenburg und den Schulen der Stadt.

      Ansteigendes Interesse erfährt auch die Website des GröschlerHauses www.groeschlerhaus.eu, die sich zu einem Internetmagazin mit gegenwärtig 130 Artikeln über Friesland und Wilhelmshaven von u.a. Holger Frerichs, Werner Menke und Hartmut Peters entwickelt hat. Integriert ist die Rubrik www.erinnerungsorte-friesland.de, die bisher 25 geographische Punkte der Region mit einem besonderen Bezug zur NS-Ära darstellt. Der hier zuletzt eingestellte Beitrag ist ein Forschungsbericht von Holger Frerichs über den Mord an einem polnischen Zwangsarbeiter 1944 auf einem Gehöft bei Jever. Im Jahre 2016 kam die Website auf 38.000 Klicks, während es im Jahr davor 16.000 waren. Der virtuelle Zwilling des GröschlerHauses wird von Lehrern in den Geschichtsunterricht einbezogen, hat inzwischen regelmäßige Nutzer auch im Ausland und bekommt immer wieder Anfragen, die von den Mitarbeitern der Seite beantwortet werden.

      Für das Jahr 2017 erhofft sich der Arbeitskreis den Umbau der Räumlichkeiten, die Erweiterung der analogen und digitalen Angebote, die weitere Vernetzung mit vergleichbaren Initiativen sowie einen guten Start in die geplante Publikationsreihe „Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland“.

      Jahresbericht 2015 des GröschlerHauses
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      21.12.2015

      Das GröschlerHaus macht auf sich aufmerksam

      • 750 Besucher im Haus

      • 750 Besucher bei Veranstaltungen „unterwegs“

      • Erfolg der Internetzeitschrift groeschlerhaus.eu

      Der Fußgänger-Stopper wird während der Öffnungszeiten hinausgerollt

      Der Fußgänger-Stopper wird während der Öffnungszeiten hinausgerollt

      Im Kalenderjahr 2015 verzeichnete das GröschlerHaus, Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte von Friesland und Wilhelmshaven, rund 500 Besucher in seinen Räumlichkeiten in der jeverschen Gr. Wasserpfortstraße. Während der allgemeinen Öffnungszeiten kamen neben den Einheimischen auch viele Touristen und Butenjeveraner, um die Ausstellungstafeln und die Artefakte der 1938 zerstörten Synagoge zu betrachten. Häufig entstanden intensive Gesprächen über die jüngere Vergangenheit, eine Reihe von Exponaten und Materialen wurde dem Archiv übergeben. Weitere zusammen rund 250 Besucher zählte der Arbeitskreis GröschlerHaus bei der Lesung aus Texten von Holocaust-Überlebenden am Progrom-Gedenktag 9. November, von Schulklassen und Konfirmandengruppen („außerschulischer Lernort“) und Vereinen, die ihre turnusmäßigenTreffen einmal zur Information ins GröschlerHaus verlegten. Die „Reinschnupperer“ beim Altstadtfest-Flohmarkt und bei der Kürbisnacht der „Langen Meile“ gehen nicht in die Statistik ein. In einigen Fällen schlossen sich vom GröschlerHaus aus zeithistorische Führungen durch Jever und über den jüdischen Friedhof in Schenum an.

      Das Werbeschild „Lange Meile“ in der Nähe vom Kirchplatz

      Das Werbeschild „Lange Meile“ in der Nähe vom Kirchplatz

      Das Werbeschild „Lange Meile“ am Anfang der Gr. Wasserpfortstraße

      Das Werbeschild „Lange Meile“ am Anfang der Gr. Wasserpfortstraße

      Im Jahr 2015 trat das GröschlerHaus auch aushäusig mit einer Reihe von gut besuchten Veranstaltungen in Erscheinung und erreichte „unterwegs“ in Jever, Schortens und Wilhelmshaven weitere rund 750 Menschen. Der Vortrag über die „Ermordung der Juden in Jever“ am Holocaust-Gedenktag 27. Januar und die Musik-Text-Veranstaltung „Das Fritz-Levy-Kaleidoskop“ am 25. September fanden in Kooperation mit der Bibliothek des Mariengymnasiums vor jeweils rund 170 Besuchern in der Aula statt. Zum Vortrag über „Das Kriegsende in Jever“ am 4. Mai im Graf-Anton-Günther-Saal kamen rund 80 Zuhörer. Der Vortrag-Film-Veranstaltung „Schortens in der NS-Zeit“ – zusammen mit der Initiative „Up Jever lieb ich“ – am 6. Oktober im Bürgerhaus Schortens folgten 130 Schortenser. In Kooperation mit den Kino-Freunden Friesland e.V. liefen in der jeverschen „Film-Palette“ am 29. Januar „Im Labyrinth der Schweigens“ (über Fritz Bauer), am 10. Mai der von einem Arbeitskreismitglied erstellte Dokumentarfilm „Aufrüstung, Krieg und Befreiung in Wilhelmshaven und Jever“, am 7. Oktober „Fritz Levy lebt!“ und am 11. November „Elser: Er hätte die Welt verändert“. In die Filme führten jeweils Arbeitskreis-Mitglieder ein. Am 5. Mai zeigte das Küsten- und Stadtmuseum Wilhelmshaven anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung zum Kriegsende vor 100 Personen ebenfalls den genannten Dokumentarfilm des GröschlerHauses. Außerdem arbeiteten wir bei Veranstaltungen mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Oldenburg e.V., der ev. und der kath. Kirchengemeinde und der Stadt Jever zusammen.

      Der vordere Raum im GröschlerHaus mit Blick auf das geöffnete und dekorierte Schaufenster

      Der vordere Raum im GröschlerHaus mit Blick auf das geöffnete und dekorierte Schaufenster

      Überraschend viel Zuspruch erfährt die Ende Januar 2015 online gegangene Website des GröschlerHauses, die sich zu einer Internetzeitschrift mit gegenwärtig rund 100 Beiträgen über Friesland und Wilhelmshaven von u.a. Holger Frerichs, Werner Menke, Hartmut Peters und Ulrich Räcker-Wellnitz gemausert hat. In groeschlerhaus.eu integriert ist die Rubrik erinnerungsorte-friesland.eu, auf der bisher 20 Orte der Region mit einem besonderen Bezug zur nationalsozialistischen Ära dargestellt sind. Der hier zuletzt eingestellte Beitrag geht über die in Auschwitz ermordete Sinti-Familie Frank aus Zetel. Insgesamt 16.000 Klicks, Tendenz ansteigend, wurden bisher gezählt. Nach Auswertung der Hintergrundstatistiken kann man von ca. 6.500 wirklichen Lesevorgängen und Ausdrucken von Artikeln ausgehen, viele Nutzer informieren sich regelmäßig über die neu eingestellten Seiten. Die Website wird vom Mariengymnasium Jever bereits in den Geschichtsunterricht einbezogen. Der virtuelle Zwilling des GröschlerHauses hat inzwischen Nutzer nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern, wie Statistiken und E-Mail-Anfragen zeigen. Vielfach nutzen ausländische Leser digitale Übersetzungsprogramme.

      2015 hat das GröschlerHaus auch mit äußeren Veränderungen im Stadtbild auf sich aufmerksam gemacht. Auf den Werbeschildern der Interessengemeinschaft „Lange Meile“ findet sich das Zeitgeschichtszentrum jetzt in der Gesellschaft der Kaufleute wieder. Zuletzt kam ein Stellreiter hinzu, der während der Öffnung die Aufmerksamkeit der Passanten erregen soll. Das Design stammt auch hier von Andreas Reiberg, bei dem sich der Arbeitskreis herzlich bedankt. Das linke Schaufenster der ehemaligen Papeterie präsentiert auf flexiblen Holzkuben, die das Arbeitskreismitglied Hennes Wegener hergestellt hat, ausgelegte Bücher. Die Materialkosten des neuen Außengesichts, die von Gunnar Rott (München) zu Vorzugsbedingungen professionell gemasterte Website und die Archiv- und Kopierkosten des im Aufbau befindlichen Archivs wurden aus den eingegangenen Spendenmitteln bezahlt. Das GröschlerHaus besitzt noch keinen eigenen Etat und wird auch im kommenden Jahr für die tatsächliche Arbeit auf Zuwendungen der Bevölkerung angewiesen sein. Für die Miete stehen öffentliche Institutionen ein. Der Arbeitskreis GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e.V. bedankt sich herzlich beim Landkreis Friesland, der Stadt Jever, dem Zweckverband Schloss-Museum Jever, seinen Kooperationspartnern, bei allen Spenderinnen und Spendern sowie bei allen, die mit Rat und Tat Unterstützung leisten.

      Nach Dr. Rolf Keller von der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, der das GröschlerHaus im Oktober besichtigte, gibt es im Bundesland nur noch ein anderes dem GröschlerHaus in Anspruch und Vernetzung vergleichbares ehrenamtliches Projekt. Das spricht für den Bürgersinn in Friesland.